Radar- und Kartenplotter
Schon lange hatte ich den Wunsch nach einem kleinen Radargerät. Reichweite und hohe Auflösung war mir nicht so wichtig, da ich es im Wesentlichen zur Kollisionswarnung und zur Ansteuerung von engen Durchfahrten bei Nacht und im Nebel einsetzen wollte. Das sollte auch ein kleineres Gerät mit einer Randomantenne von etwa 20“ leisten können. Dessen Durchschnittsstromverbrauch von max. 3A würde ich mir auch auf meinem Boot noch leisten können. Wie es so meine Art ist, habe ich mich mit den Systemen der Anbieter gründlich auseinander gesetzt, um ein für mich und die Einbauverhältnisse bei mir an Bord geeignetes Gerät zu finden. Das war nicht so einfach und dauerte seine Zeit.a
Vorüberlegungen
Relativ schnell fand ich heraus, dass inzwischen (2006) reine Radarsysteme am Markt immer seltener sind und durch Multifunktionsgeräte ersetzt wurden. Da ich es gewohnt bin mit Papierseekarten zu arbeiten, wollte ich ursprünglich keinen Plotter. Die nur geringfügigen Preisunterschiede und die Erkenntnis, dass reine Radargeräte eigentlich Auslaufmodelle sind ließen mich dann aber doch nach einem passenden Kombigerät suchen.
Da ich doch häufiger allein unterwegs bin, kam für mich eine Montage am Navigationstisch unter Deck nicht in Frage. Das Gerät sollte zwingend an der Steuersäule im Zentrum des Geschehens untergebracht werden. Vor dort her war ich von den Maßen stark eingeschränkt. Meine Bavaria Baujahr 2002 war von den Platzverhältnissen einfach noch nicht für die modernen Systeme ausgelegt und ich würde mir etwas einfallen lassen müssen. Einen großen Bildschirm konnte ich mir von daher gleich abschminken. Nicht verzichten wollte ich aber auf eine Vernetzung mit dem vorhandenen GPS und der automatischen Steuerung.
Mit diesen Vorgaben kam ernsthaft nur ein Gerät des englischen Herstellers Raymarine in Betracht, da ich ja mit meinem Autopiloten ST 4000 W vernetzten wollte und dieser bereits erfolgreich mit dem Garmin GPS zusammen arbeitete. Aber auch da gab es verschiedene Systeme, die alle ihre Vor- und Nachteile hatten.
Von den Maßen passte keines der Systeme so richtig auf meine Steuersäule und ich tat mich schwer damit eine befriedigende Lösung zu finden. Nach dem bewährten Motto „andere Leute sind auch nicht dumm“ schlich ich bei jeder Gelegenheit in den Häfen herum um zu sehen, wie das Problem auf anderen Bavarias gelöst worden war. Ich fand einige gute Lösungen und viele abschreckende aber keine, die genau meinen Anwendungsfall abdeckte. Neben dem Multifunktionsdisplay sollten ja auch noch die schon vorhandenen Anzeigen von Tridata und Autopilot untergebracht werden. Wohl wissend, dass es ohne Kompromisse nicht gehen würde, entschied ich mich für ein modernes C70 Display und einen dazu passenden 20“ Randomscanner.a
Einbau des Displays
Sowohl von den horizontalen Einbaumaßen als auch von der zur Verfügung stehenden Einbautiefe reichte es knapp nicht. Der fertige Einbau würde also etwas über den Rand hinaus stehen und für die Tiefe müsste ein Einbaurahmen angefertigt werden. In jeder Hinsicht würde es auf Millimeter und entsprechend sorgfältige Arbeit ankommen. Deshalb baute ich die vorhandene Bavaria-Originalabdeckung aus und nahm sie mit nach Hause um nach diesem Muster eine Schablone anzufertigen. Auch von den einzubauenden Geräten fertigte ich Papierschablonen an um damit die günstigste Einbauposition zu erproben.
Aus einer 6mm starken grauen Kunststoffplatte, die ich mir im Baumarkt zuschneiden ließ, fertigte ich nach dieser Schablone eine völlig neue Abdeckung an. Mit einer Stich- und passenden Lochsägen, war dies nicht wirklich schwierig aber doch relativ zeitraubend. Allein die Schleiferei der Rundungen war eine Sache für sich, so dass ich auf die genaue Bearbeitung der nicht sichtbaren Ausschnitte verzichtete. Da man die eigene Arbeitszeit beim Basteln ja nicht berücksichtigt, hatte ich anschließend für wenige Euro Materialpreis eine genau passende neue Abdeckung, die mindestens ebenso ansprechend wie das Original von Bavaria war.Nach dem gleichen Muster baute ich aus einer Multiplexplatte einen Abstandshalter um die notwendige Einbautiefe für das Multifunktionsdisplay zu bekommen. Mit passender grauer Farbe gespritzt, sieht es besser aus als ich zunächst befürchtete.
Elektrische Verdrahtung
Ursprünglich hatte ich vorgesehen die bisherige Verschaltung des Steuermoduls für den Autopiloten beizubehalten. Die Nutzung von dessen NMEA-Eingang für die Positionsdaten des Garmin-GPS hatte sich bewährt. Ich ging davon aus, dass der ST4000 Pilot diese dort empfangenen Daten auch auf dem Seatalk-Bus wieder zur Verfügung stellt. Das hätte den Vorteil gehabt, dass der NMEA-Eingang des Multifunktionsmoduls für eine spätere Erweiterung mit einem AIS-Empfänger frei geblieben wäre. Dies lies sich leider nicht realisieren, weil die Elektronik der Selbststeuerung nicht so arbeitete, wie ich das erwartete. Also mussten die GPS-Daten an das Multifunktionsdisplay angeschlossen werden. Danach lief alles einwandfrei und auch der Autopilot wurde vom C70 über Seatalk mit den GPS-Daten versorgt. Jetzt habe ich den nicht für AIS nutzbaren NMEA-Eingang am Autopiloten frei und AIS ist nur noch über einen teuren NMEA-Multiplexer oder durch ein
Das war die Steuersäule vor dem Umbau. |
Um die günstigste Aufteilung zu ermitteln, habe ich Planspielchen mit Papierschablonen gemacht. |
Das ist die neue Abdeckplatte mit den Ausschnitten für die Geräte. |
Der Rahmen (noch ohne Farbe) schafft die notwendige Einbautiefe für das Multifunktionsdisplay |
zusätzliches Seatalk kompatibles GPS realisierbar. Dabei wäre es durch etwas Software so einfach gewesen. M.E. noch ein echter Verbesserungsvorschlag an Raymarine.
Die weitere elektrische Verdrahtung machte erwartungsgemäß keine Probleme. Für die Seatalk Verdrahtung verwende ich nicht die teuren von Raymarine vertriebenen Kabel, da sie doch sehr voluminös sind und in meiner Steuersäule kaum Platz hätten. Kleine Drahtstückchen mit aufgepresstem passendem Flachstecker tun es zu einem Bruchteil des Preises genauso gut. Man muss lediglich darauf achten, die gleichen Farben am Seatalk-Bus miteinander zu verbinden. Autopilot und C70 werden über eigene Leitungen an die Stromversorgung angeschlossen. Nur das Tridata wird vom Autopiloten auch über Seatalk mit Power versorgt. Um im Falle eines Ausfalls einer der beiden Stromversorgungen keine Überlastung des Seatalk-Busses zu riskieren habe ich deshalb die +-Leitung (rot) bei der Seatalkverbindung zwischen Display und Autopilot einfach weggelassen.
Ich finde die Mühe hat sich gelohnt. Fertig eingebaut sieht es so aus. |
Einbau des Radarscanner
Ich weiß, Profis haben auch kein Problem damit einen Radarscanner am stehenden Mast zu montieren. Ich dagegen war ganz dankbar, dass der Mast wegen des Winters sowieso gelegt werden musste. So ist manches doch um einiges einfacher, was man besonders, wenn man wie ich alles allein macht, zu schätzen weiß.
Für die Montage des Radarscanners hatte ich mir eine stabile Edelstahlhalterung ausgesucht, die sich relativ leicht an das Mastprofil anpassen ließ. Um Korrosion zwischen Stahl und Aluminium zu vermeiden habe ich die Flächen an denen sich beide berühren mit Tape isoliert. Mangels passender Nietzange habe ich auch die Befestigung am Mast mit Edelstahlschrauben vorgenommen für die ich leicht Gewinde selbst schneiden konnte. Edelstahlschrauben in Aluminiumgewinden sind immer kritisch. Durch das elektrolytische Spannungsgefälle der unterschiedlichen Metalle ist Korrosion vorprogrammiert und man tut gut daran, die Schraubgewinde mit speziellem isolierendem Fett vorbeugend zu behandeln. Ich verwende dazu Lanolin, eine aus Wollfett gewonnene Creme für besonders empfindliche Haut, aus der Apotheke. Diesen Tipp habe ich vor Jahren mal von einem TO-Kameraden bekommen. Das Zeug ist relativ preiswert und hat sich auch bei mir bestens bewährt.
Das von Raymarine vormontiert gelieferte Kabel zwischen Display und Scanner einzuziehen ist relativ zeitaufwendig. Wegen des Steckers kann man es nur vom Display her verlegen. Man tut gut daran sich den genauen Weg vor der Montage genau zu überlegen. Bei meinem Boot geht er durch die Steuersäule, die Achterpik, am Treibstofftank vorbei und dann hinter der Toilette hindurch in die Navigationsecke. Dort kann man dann hinter der hölzernen Wandverblendung problemlos nach oben wechseln und das Kabel hinter den Hängeschränken bis oberhalb des Kleiderschrankes an der Steuerbordseite der Bugkabine verlegen. Von dort zwischen Außen- und Innenschale bis in den Inspektionsbereich unter dem Mast ist es etwas Fummelei aber auch kein wirkliches Problem. Wenn man die Leuchte und den Lüfter dazu ausbaut hat man nur kurze Strecken über die man leicht einen Zugdraht einfädeln kann. Um den Mast später legen zu können, muss man am Mastfuß eine Trennstelle vorsehen und deshalb das Kabel dort auseinander schneiden.
Um ein Kabel oder ein neues Fall in den Mast einzuziehen gibt es viele Methoden, die abhängig von dessen Aufbau nicht immer alle funktionieren. Wohl deshalb wird das Thema unter Seglern immer wieder diskutiert. In diesem Fall habe ich bei liegendem Mast von oben, also durch das Loch an dem später das Radarkabel herauskommen würde, eine Elektrikerziehfeder eingeführt. Durch deren Kugelkopf findet man mit etwas Geduld eigentlich immer einen Weg. Wenn man durch ist, zieht man dann zunächst eine Zugleine ein an die man wiederum das Kabel so befestigt, dass man es „geschmeidig“ einziehen kann. Zu zweit ist das alles kein Problem. Einer zieht, der andere schiebt. Für mich, der ich allein war, war es mit etwas Turnerei verbunden. Spätestens jetzt war ich aber froh, das nicht am stehenden Mast machen zu müssen.
Der 2" Radarscanner ist mit einer Edelstahlhalterung am Mast angebracht. |
Für die Decksdurchführung des Kabels habe ich einen Cableport montiert. |
Ich habe mich bewusst gegen einen Stecker als Trennstelle entschieden. Stecker im Außenbereich eines Bootes sind immer anfällig gegen Korrosion und m. E. die Ursache für einen Großteil aller Ausfälle an der Elektrik. Auch von den üblichen Durchführungen, wie sie serienmäßig von Bavaria verwendet werden, halte ich nicht viel. Die Dinger sind gut, wenn sie fest montiert werden können. Wenn man sie dagegen wie zum Legen des Mastes immer wieder aufmachen muss, sind Undichtigkeiten mittelfristig vorprogrammiert. Am besten werden meine Ansprüche noch den altbewährten Schwanenhälsen erfüllt, die aber je nachdem wo sie montiert sind üble Stolperfallen sein können. In diesem Fall habe ich mich entschieden einen neumodischen „Cableport“ zu verwenden, der im Prinzip wie ein Schwanenhals funktioniert aber wesentlich flacher baut. Das Teil ist auch nicht billiger als ein Stecker, lässt aber eine wesentlich solidere und betriebssichere Verbindung zu. Auch für die bereits vorhandenen Kabel von Funk und Licht wäre im Cableport noch Platz genug gewesen. Leider reichte deren Länge aber nicht und so bleibt es bei diesen vorerst bei der Serieninstallation. Unter Deck sind die einzelnen mit aufgequetschten Endhülsen versehenen Adern des Kabels einfach über konventionelle Lüsterklemmen miteinander verbunden. Dies ist vollkommen unkritisch, da hier im Gegensatz zum Scanner selbst keine wirkliche Hochfrequenz mehr vorkommt. Die höchste Frequenz hat das Videosignal für dessen Leitung ein im Kabel enthaltenes Koaxkabel verwendet wird. Aber auch dieses kann man für wenige Zentimeter ohne weiteres durch eine leichter verbindbare Zweidrahtleitung ersetzen. Sauber aufgespleißt in die Funktionsgruppen Stromversorgung, Steuersignale, Video und mit Schrumpfschlauch separiert bekommt man eine einwandfreie jederzeit wieder lösbare Trennstelle. Da man lediglich gleiche Farben miteinander verbinden muss ist das keine besondere Schwierigkeit und auch von Laien zu schaffen. Nach diesen Vorarbeiten funktionierte das Radar erwartungsgemäß auf Anhieb.
Erfahrungen im Betrieb des Kartenplotters
An Papierkarten gewöhnt hätte ich mir nicht träumen lassen, wie viel schöner Seefahrt noch mit einer elektronischen Karte sein kann. Man weiß jederzeit wo man genau ist. Sicher darf man sich nicht auf den letzten Meter verlassen aber es ist auf jeden Fall besser und vor allem bequemer als die Position auf der Papierkarte zu suchen. Von den vielfältigen Funktionen des Gerätes nutze ich bisher nur eine kleine Untermenge. Normalerweise steht es im „Course up“-Mode, so dass die aufkommenden Seezeichen und Landmarken sicher zu deuten sind. Um die zu fahrenden Kurse zu ermitteln stellt man einfach den Cursor auf das (Zwischen-) Ziel und Kurs und Distanz werden einem fix und fertig angezeigt. Wirklich ein feines Spielzeug für elektronikbegeisterte Skipper.
Als hauptberuflicher Elektronikingenieur weiß ich aber auch um die Grenzen dieser Systeme und würde mich niemals komplett darauf verlassen. Ich bin allerdings schon der Meinung, dass die Papierseekarte als Backup nicht unbedingt den neuesten Stand haben muss und auch in einem etwas gröberen Maßstab sein darf. Sollte das System wirklich mal ausfallen finde ich damit immer wieder in die Sicherheit eines größeren Hafens zurück. Dafür sollte man natürlich auch mit diesen konventionellen Navigationssystemen noch umgehen können. Für mich sehe ich da kein Problem, da ich bisher ausschließlich so navigiert habe und mir die dazugehörigen Techniken in Fleisch und Blut übergegangen sind. Für längere Überfahrten halte ich es sowieso mit einer „Mischmethode“. Da bleibt das Gerät schon aus Stromersparnisgründen aus und ich mache brav alle 2h einen Eintrag ins Logbuch und mein Kreuzchen in der Papierseekarte. In Landnähe möchte ich die Kiste aber nicht mehr missen, da sie doch eine enorme Hilfe ist, die einen entspannter fahren lässt.
Ein Wort noch zu den wirklich guten Navionics Vektorkarten. Diese Module sind recht teuer, erfassen aber auch riesige Gebiete was die Kosten, wenn man die Karten vollständig nutzt, wieder relativiert. Gerade wegen dieser Kosten möchte man auch sicher sein, dass man für sein Geld aktuelle Ware erhält.
Wohl wissend, dass sich in 2006 im Ijsselmeer in Sachen Betonnung viel geändert hat, hatte ich die Karte mit dem ausdrücklichen Hinweis „Bitte nur neueste Ausgabe mit aktueller Betonnung 2006 liefern.“ bestellt. Umso enttäuschter war ich, als ich Mitte Juli 2006 eine Karte mit der Betonnung von 2005 erhielt. Auf meine Rückfrage bestätigte mir der Händler, dies sei neuester Stand.
Darauf wollte ich es aber nicht beruhen lassen. Unter dem Vorwand ich hätte eine Karte mit dem Ausgabestand V.09.18 und überlege mir ob ich nicht mal ein Update machen lassen solle, rief ich verschiedene Händler an und fragte nach dem aktuellen Ausgabestand. Nur darin, dass ich unbedingt ein Update brauche waren sich alle Händler einig. Das war für mich leicht nachzuvollziehen, denn vom Verkauf ihrer Ware leben sie schließlich. Auf die Frage von wann der neueste Stand sei, gab mir aber jeder eine andere Auskunft. Von „Herbst letzten Jahres“, über „März 2006“ und „wir haben gerade eine neue Karte bekommen“ bis „Ende des Monats soll es was Neues geben“ war alles dabei. Einer versuchte mich sogar ganz frech mit der pauschalen Auskunft „wir haben nur neueste Ware am Lager“ abzuspeisen. Stutzig machte mich auch, dass alle ein Datum nannten. Mein vorliegendes Speichermodul trug aber eine Versionsnummer und kein Datum. Die Zuordnung von Datum zu Version war keinem der Händler bekannt.
Dieses offensichtliche Chaos ließ mich eine Email-Anfrage bei Navionics in Italien starten. Schon nach wenigen Stunden hatte ich eine freundliche, kompetente Antwort in perfektem Deutsch vorliegen. Danach gab es nach der mir gelieferten Ausgabe noch zwei weitere Änderungsstände und man war inzwischen bei V.11.18 angelangt. Mit diesem Wissen konfrontiert, war mein Händler sofort bereit die Karte zu tauschen. Das dauerte zwar ein paar Wochen aber danach hatte ich wirklich aktuelle Ware für mein Geld. Aus dieser Erfahrung kann ich nur jedem raten, sich vor dem Kauf in Italien schlau zu machen und dann explizit diesen Ausgabestand zu bestellen. Ansonsten verkauft der Händler wohl so lange bis das Regal leer ist seine vorhandene Ware als den neuesten Stand.
Erfahrungen im Betrieb des Radargerätes
Gleich nach dem ich die Installation des Radargerätes abgeschlossen hatte fiel auf, dass das Display schon im Chartmodus flackerte. Die Ursache dafür war schnell gefunden. Die Bordbatterie hatte zu dem Zeitpunkt nur noch 12,2 V und das Display ist sehr empfindlich gegen Unterspannung. Ich verwendete für die Stromversorgung nur eine 1,5mm2 Leitung und der Spannungsabfall durch den höheren Stromverbrauch des Radars reichte aus, um nicht mehr genügend Spannung am Gerät anstehen zu lassen. Ein Austausch der Versorgungsleitungen gegen 4mm2 beseitigte dieses Problem sofort.
Andererseits wurde durch dieses Verhalten eine andere Macke des Gerätes deutlich. Nach dem Einschalten wird sofort auch der Radar-Standbybetrieb aktiviert. Weil man das Radar eher selten braucht ist das sehr ärgerlich, wird doch auch die Stromaufnahme des Gerätes dadurch drastisch erhöht. Weil ich keine Möglichkeit fand diese Funktion abzustellen, erkundigte ich mich per Email beim Raymarine Support, der auf der Webpage ein Response innerhalb von 24h verspricht. Ungeduldig wie ich bin erlaubte ich mir, als auch nach einer Woche noch keine Antwort vorlag, freundlich aber bestimmt zu mahnen. Das funktionierte, denn schon am nächsten Morgen lag ein Einzeiler vor, der mich aber auch nicht fröhlicher stimmte. „The Radar will come onto standby as default. If you want to turn it off you will have to do it manually I'm afraid.“ hieß es da ganz lapidar. Für mich heißt das, die Radarfunktion in 99% aller Fälle nach Einschalten des Displays umständlich über das Bedienermenü abschalten zu müssen. Während diese Funktion für ein Stand-alone-Radar ok ist, ist sie für ein Kombigerät wie der C-Serie m. E. eine Zumutung. Hier herrscht akuter Korrekturbedarf liebe Leute von Raymarine. Im nächsten SW-Update könnte man das leicht nebenbei erledigen.
Ich, der ich das Radar hauptsächlich angeschafft habe, weil ich mir davon ein Hilfsmittel zu Kollisionsverhütung bei unsichtigem Wetter verspreche, brauche die vielfältigen Funktionen des Gerätes eigentlich nicht. Viele davon sind auch deutlich zu kompliziert in der Bedienung, wenn man sie nicht jeden Tag braucht und dadurch den Umgang mit dem Gerät nicht zwangsläufig dauernd übt. Für mich ist viel wichtiger, wie sicher das Gerät andere Schiffe in der Nähe erkennt und dann Alarm auslöst. Diese Funktion habe ich unzählige Male bei unterschiedlichen Wetter- und Seegangsbedingungen aber immer bei guter Sicht überprüft. Dann kann am besten das Radarbild mit der Wirklichkeit vergleichen. Um es kurz zu machen: Küstenlinien, Binnenfrachter und auch Plattbodenschiffe werden sicher erkannt. Mit anderen Yachten sieht es dagegen sehr mau aus. Sie auf dem Display zu finden ist eher die Ausnahme als die Regel, dies gilt auch dann, wenn beim Näherkommen deutlich ein Radarreflektor im Rigg zu sehen war. Insofern bin ich von der Leistung des Gerätes enttäuscht. Möglicherweise wäre dies bei einem leistungsstärkeren Radar mit z.B. 4kW und stärker bündelnder Antenne besser, was ich aber eher bezweifle. Kunststoffboote geben wohl grundsätzlich nur ein sehr schwaches Echo ab. Man tut also gut daran sich über bessere Sichtbarkeit des eigenen Schiffes Gedanken zu machen. Das ist aber ein anderes Thema. Ich werde zu gegebener Zeit berichten.
Nachtrag (März 2008)
Meine Unzufriedenheit mit der immer aktivierten Standby-Funktion nach dem Einschalten habe ich oben ausführlich beschrieben und begründet. Da so etwas leicht bei einem SW-Update geändert werden könnte, nutze ich natürlich jede passende Gelegenheit danach Ausschau zu halten.
Für meinen Messebesuch auf der Boot 2008 hatte ich deshalb auch den Stand des Raymarine-Importeurs auf meiner Aufgabenliste. Ich hatte Glück und schon nach wenigen Minuten hatte ein freundlicher Berater für mich Zeit, der sich selbst als absoluter Spezialist für Raymarine bezeichnete. Ich schilderte ihm mein Problem und er versicherte mir überzeugend, dass ich mich irren müsse, denn die C-Serie käme nach dem Einschalten immer mit der Einstellung zurück, die vor dem Ausschalten zuletzt bestanden hätte. Ich war kurz davor an mir selbst heftig zu zweifeln als er einen Fehler machte: Er bat mich an einen Ausstellungsgerät um mir die Funktion vorzuführen. Egal was er tat, das Gerät kam trotz neuester SW immer wieder wie von mir bemängelt im Radar-Standby hoch. Schade, ich hätte so gerne in diesem Punkt unrecht gehabt.
Der nächste Akt in diesem Drama fand vor wenigen Wochen statt. Wie an anderer Stelle beschrieben habe ich über diese Homepage schon eine Menge interessante Leute kennen gelernt. Bei vielen bleibt es nicht bei einem einmaligen Kontakt und es ergibt sich ein reger Informationsaustausch. So auch in diesem Fall indem sich im Laufe der Zeit herausstellte, dass mein Diskussionspartner u.a. mit Raymarinegeräten handelt und über beste Beziehungen in die Szene verfügt. Natürlich versprach er mir, sich in dieser Sache für mich schlau zu machen. Schon nach wenigen Tagen bekam ich eine Antwort. „Der Start des STANDBY RADAR (Magnetron Vorwärmung als default) bei Plottern von Raymarine ist so beabsichtigt und auf vielfachen Kundenwunsch implementiert worden. Das macht auch Sinn, da es im Navigationsmodus unzumutbar wäre, wenn plötzlich Radar benötigt würde und dann die Vorwärmzeit des Magnetrons abwarten zu müssen.“ Daraus kann ich nur schließen, dass ich nicht der typische Kunde bin, dessen vielfachem Wunsch man hier entsprochen hat. Ich kann mir zumindest aus meiner Praxis heraus keine Situation vorstellen, in der ich so plötzlich Radar brauchen würde, dass ich die 60 Sek. zum Vorheizen des Magnetrons nicht Zeit hätte. Immerhin wird hier das Problem mit der Argumentation „It’s not a bug, it’s a feature!“ offensiv angegangen. Wirklich kundenfreundlich wäre m. E. wie viele andere auch diese Funktion über die SW einstellbar zu machen.
Bei dieser Aktion lernte ich nebenbei auch, dass ein Update der SW nicht so einfach ist, wie es der unbedarfte Anwender erwarten würde. Damit es zuverlässig funktioniert, muss die neue SW dazu zwingend auf einer CF-Karte des Herstellers San Disk mit max. 256 MB vorliegen. Eine solch alte Speicherkarte ist gar nicht mehr so einfach zu finden. Bisher hatte ich jedenfalls kein Glück. Einerseits eilt es nicht weiter, da ein SW-Update, welches mein Problem löst, in absehbarer Zeit wohl nicht zur Verfügung steht. Andererseits wird die Beschaffung eines solchen bereits ausgestorbenen Produkts in Zukunft bestimmt nicht leichter.
Gangway
Das am Mittelmeer übliche Anlegen mit dem Heck am Kai veranlasste auch mich mir Gedanken über eine Gangway zu machen. Erste Versuche, bis zu einer dauerhaften Lösung vorerst das bei der Überführung über den Binnenweg benutzte Fenderbrett dafür zu verwenden, erwiesen sich als nicht praktikabel, da es sich unter meinem Gewicht gefährlich durchbog. Einige Wochen mogelten wir uns durch, indem wir das Boot näher an den Steg legten als dies eigentlich verantwortbar war. Dies konnte aber keine Lösung für längere Zeit sein, da das Boot nachts und bei Sturm -dann konnten wir nicht an Land- aus Sicherheitsgründen immer einen Meter vorverlegt werden musste. Logisch, dass ich in den Häfen immer aufmerksam schaute wie andere Skipper dieses Problem gelöst hatten.
Einfach ein dickeres Brett zu verwenden schied schon aus Gewichtsgründen aus und erschien mir auch wenig elegant. Ein durch drahtlose Fernbedienung gesteuertes und hydraulisch ausfahrbares System, wie es auf großen Motoryachten Standard zu sein scheint, musste es aber auch nicht sein und so suchte ich nach einem leicht handhab- und verstaubaren System, das meiner Schiffsgröße angemessen ist. In einem südfranzösischen Hafen wurde ich dann auf ein Boot aufmerksam, bei der die mechanische Verstärkung eines dünnen Brettes durch eine darunter gelegte Aluminiumleiter erreicht wurde. Die Idee imponierte mir und so dachte ich in den folgenden Wochen darüber nach, wie ich sie bei mir realisieren könnte.
Meine im Beitrag beschriebene Gangway im Einsatz. Unterwegs wird sie an der Reling festgebändselt. |
Im folgenden Winter sah ich mich in den örtlichen Baumärkten nach einer geeigneten Leiter um. Alle angebotenen einteiligen Anlegeleitern erschienen mir für die angedachte Verwendung irgendwie zu lang. Schließlich entschied ich mich für die kürzeste Variante von Hailo, die mir mit 6 Stufen auch noch überdimensioniert erschien, so dass ich sie noch um eine Sprosse kürzte. Das würde ich heute nicht mehr machen, da mir die 1,70 m des Originals inzwischen doch praxisgerechter erscheinen. Als Lauffläche ließ ich mir gleich ein passende 12 mm starke Siebdruckplatte zuschneiden. Deren rauhe Seite hat sich als rutschfeste Lauffläche auch bei Feuchtigkeit sehr bewährt. Das Problem einer leichten (ca. 4 kg) und gleichzeitig stabilen Gangway war damit gelöst. Ungleich schwerer tat ich mich mit den beidseitigen Auflagen, da sich das Ganze unvermeidlich schon bei leichtestem Seegang ständig bewegt. Ich experimentierte mit untergelegten Matten, Kissen, Fendern und versuchte sogar die Holme zu polstern. Alles funktionierte irgendwie nicht richtig.
Auch Gummizüge welche die Gangway auf der Bootsseite ohne Belastung in der Schwebe hielten, stellten mich nicht wirklich zufrieden. Eine dafür wirklich brauchbare Befestungsmöglichkeit konnte ich auf meinem Boot nicht finden und so schlich ich wieder und wieder durch die Häfen auf der Suche nach neuen Ideen.
"Du brauchst unbedingt einen Badeleitergriff." meinte mein Segelfreund Armin eines Tages. Ein solcher selbstgebauter Griff hatte sich bei seiner Bavaria sehr bewährt und war leicht in die bereits standardmäßig vorhandene Badeleiter zu integrieren. "Könnte man einen solchen Griff nicht auch gleichzeitig als Auflage für die Gangway verwenden?" schrieb ich ihm darauf zurück. Für einen schwäbischen Tüftler wie ihn war das kein ernsthaftes Problem und nach ein paar Mails hin und her hatten wir eine Lösung, die uns nicht nur praktikabel sondern auch einfach realisierbar erschien.
Bei Verwendung als Badeleiter erleichtert der Griff das Einsteigen erheblich ohne die Klappfunktion zu beeinträchtigen. Optisch unterscheidet sich meine auch als Gangwayhalterung verwendbare modifi- zierteVersion nur durch das Loch in der Mitte. |
Als Halterung für die Gangway bietet der Griff eine stabile jeglicher Belastung standhaltende Auflage. Die Gangway kann sich horizontal frei um die zentrale Achse bewegen. Wellen werden durch das bewegliche Rohr auf der Gangwayseite ausgeglichen. |
Wie bei jeder guten Lösung ist im Grunde alles ganz simpel. Armin verwendet für seinen Badeleitergriff ein 25 mm Edelstahlrohr, wie es standardmäßig auf Booten auch sonst bspw. für Sprayhoods verwendet wird. Dessen 1,5 mm Wandstärke erschien uns für meine zusätzliche Anwendung allein nicht stabil genug, so dass wir das Rohr durch ein weiteres mit 22 mm Durchmesser verstärkten. Das passt genau und ergibt eine Gesamtwandstärke von 3 mm. Für die Enden wurden passende Edelstahleinsätze mit zentrischem Gewinde gedreht und mit dem Rohr verschweißt. In der Mitte habe ich durch dieses Rohr ein 8 mm Loch gebohrt, welches als Lager für eine auf der Leiterseite vorhandene Achse dient um die sich die Gangway horizontal bewegen kann. Wie auch bei Armin wird dieses Rohr mit an der Bavaria-Badeleiter bereits standardmäßig vorhandenem Schrauben befestigt. Rein optisch unterscheidet sich mein "Badeleitergriff" von seinem nur durch das zusätzliche Loch in der Mitte.
Ein gleiches Rohr auf die Maße der Leiter angepasst fertigten wir für die Gegenseite an. Im Gegensatz zur Bootsseite muss dieses um Wellen ausgleichen zu können beweglich gelagert werden. Das ist kein Problem. Man muss lediglich darauf achten, das es nicht zu stramm zwischen den Leiterholmen sitzt und die zur Befestigung benutzten Schrauben mit Gewindesicherung einsetzen. So kann sich im Seegang alles frei bewegen. Mittig in diesem Rohr ist wiederum ein Loch in dem diesmal die als Achse für die horizontale Drehung benutzte M8 Schraube befestigt ist. Die etwa 25 mm dicke Kunststoffscheibe dient als Drehauflage und Abstandshalter. Sie trägt nicht unwesentlich zur Stabilität bei.
Für eventuelle Nachbauer die Halterung noch einmal als Detailaufnahme. Die Beschreibung im Text sollte damit verständlich sein. |
Die Landseite ist durch Räder ebenfalls in eine Richtung |
Stegseitig erfolgt die Lagerung über kleine Räder mit 80 mm Durchmesser, die man im Eisenwarenhandel erhält. Einziger Nachteil: Die als Gleitlagerlager benutzen Hülsen waren nicht aus rostfreiem Stahl zu bekommen. Ersatzweise habe ich sie dick eingefettet und damit bisher auch keine Probleme. Es empfiehlt sich die Räder nicht direkt an den Leiterholmen zu befestigen sondern Halterungen dafür zu bauen, die so angebracht werden, dass die Leiterholme keinesfalls auf dem Kai schaben können. So lang wie bei mir muss es sicher nicht sein. Ich habe damit auch versucht, die etwas zu kurz abgeschnittene Leiter wieder zu verlängern.
Ein Wort noch zu den Halterungsrohren. Wie oben beschrieben muss sich das Rohr auf der Gangwayseite drehen können, während das auf der Bootsseite dies keinesfalls darf. Allein durch die zentrischen Befestigungsschrauben ließ sich dies nicht sicherstellen, weshalb auf beiden Seiten des Bootsrohres nachträglich noch eine kleine etwas überstehende Nase aufgeschweißt wurde. Damit wird das Drehen des Rohres sicher verhindert.
Unsere Gangway hat sich inzwischen bewährt und wir sind sehr zufrieden damit. Sie ist leicht zu transportieren und schnell angebaut, wenn sie gebraucht wird. Ein unerwarteter Nebennutzen hat sich darüber hinaus ergeben. Die Anbauteile, die die Leiter zur Gangway machen, kann man in wenigen Minuten mit Schlüssel und Schraubendreher abbauen. Wenn das Boot aufgepallt ist, lässt sich sie sich dann leicht als Verlängerung der Badeleiter nutzen und man kommt so bequem an Bord. Anderweitige zum Teil aberteuerliche Konstruktionen, wie man sie immer wieder in den Shipyards sieht, oder eine Leihleiter sind damit nicht mehr notwendig.
Eine solche auf beiden Seiten des bootseitigen Rohres angeschweißte Nase verhindert sicher dessen Verdrehen. |
Von ihren Anbauteilen befreit ermöglicht die für die Gangway benutzte Leiter einen leichten Zugang zum aufgepallten Boot. |
Dieser Bericht kann nicht abgeschlossen werden ohne einen besonderen Dank an Armin zu sagen. Ohne seine Unterstützung durch Rat und vor allem auch Tat hätte ich dieses Projekt so nie verwirklichen können. Als erfahrener Segler weiß er, was an Bord gebraucht wird und vor allem was praxisgerecht gerecht ist. Dazu hat er viele Ideen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie dann nicht mehr hierher zurückkommen möchte ich allen Interessenten sehr empfehlen mal einen Blick auf seine Webseite zu werfen.
Nachtrag Juni 2015
Die hier beschriebene Gangway hat sich so in Marinas mit Schwimmstegen bewährt. Seit 2012 sind wir mit dem Boot in Griechenland. Niedrige Schwimmstege sind dort eher die Ausnahme. Ich habe deshalb einige Modifikationen vorgenommen. Zum einen wurde die doch recht kurze Leiter durch eine 2,70 m lange ersetzt. Zum anderen gibt es jetzt auf Höhe des Cockpitbodens ein weiteres Loch in das der Dorn eingesetzt werden kann. Außerdem habe ich ein Brett mit ebenfalls einem Loch für den Dorn gebaut, das alternativ für das herausnehmbare Bankteil am Heck der Bavaria eingesetzt werden kann. Mit drei verschiedenen Höhen auf denen wir die Leiter bootsseitig einhängen können, sind wir jetzt für alle denkbaren Kaimauern gerüstet.
Was lange währt wird endlich gut oder wie kommt man zu einem Bimini
Wie an anderer Stelle schon angedeutet wollen wir mit unserer MERGER ins Mittelmeer. Schon seit Jahren wird unser Boot Stück für Stück systematisch auf diese Reise vorbereitet. Zu einer ordentlichen Ausrüstung gehört, wegen der vielen zu erwartenden Sonnentage, auch ein Bimini um aus unserem Cockpit eine Terrasse zu machen.
Ich bin wirklich ein begeisterter Bastler aber an ein Bimini traute ich mich als Laie dann doch nicht. Das ist eine Sache für einen Fachmann und so beabsichtigten wir es bei dem Segelmacher, der uns schon die Sprayhood und eine Steuersäulenpersenning geliefert hatte, in Auftrag zu geben. Auch darauf muss man sich gut vorbereiten und so sammelten wir Informationen im Internet und redeten mit Segelkameraden um uns über die Vor-und Nachteile der verschiedenen Konstruktionen zu informieren.
Unser Bimni sollte auf jeden Fall auch beim Segeln stehen bleiben können und so hoch wie möglich unter den Baum kommen, damit ich (175 cm) noch bequem stehen kann. Damit auch der Rudergänger noch vom Schatten profitiert sollte es auch hinter dem Achterstag bis an das Heck des Bootes reichen. Um weiterhin leicht nach vorne gehen zu können, durfte auch das notwendige Stützgestänge keinesfalls die ohnehin sehr schmalen Seitenstreifen an Deck verbauen und last but not least sollte es auch während der Fahrt leicht in wenigen Minuten auf- und abbaubar sein. Schön wäre es auch noch gewesen Achter- und Vorderteil getrennt einrollen zu können. Das hätte die Möglichkeit geboten auf dem hinteren Teil feste Sonnenkollektoren zu montieren. Eine solche Lösung war uns letztlich aber zu aufwendig, weshalb wir sie wieder fallen ließen.
Auf Basis dieser Anforderungen entschieden wir uns schließlich für ein Foto, das ich irgendwo gemacht hatte, und gingen damit zu unserem Segelmacher um uns beraten zu lassen. Er sah in unseren Wünschen kein Problem und versprach uns auf dieser Basis ein Angebot zu machen, was auch innerhalb ein paar Tagen eintraf. Außer dem Wort Bimini und einer Summe, die uns zunächst erst einmal tief schlucken ließ, stand dort aber nichts. Zumindest eine Kurzspezifikation hätte ich erwartet. Weil ich wegen meiner Schwerhörigkeit nicht so gerne telefoniere, schrieb ich unsere Anforderungen noch einmal in einer Email zusammen und ließ sie mir bestätigen. (Wie sich später herausstellen sollte, war das die einzig richtige Vorgehensweise, denn so hatte ich etwas Schriftliches in der Hand.) So wurden wir uns schnell einig und da ich bereit war sofort (wir hatten Mitte Juni 2007) die Hälfte anzuzahlen versprach er uns auch bis Ende Juli fertig zu sein. Das sollte kein Problem sein, war doch unser Sommerurlaub für Mitte August geplant. Alles bestens also – so dachten wir jedenfalls.
Als wir über ein Wochenende Ende Juli mal wieder beim Boot waren, hatte sich tatsächlich etwas getan. Am Heck waren zwei Stangen, denen man deutlich ansah, dass daraus mal unser Bimini werden sollte. Ein kurzer Besuch beim Segelmacher ließ uns beruhigt wieder heimfahren, bis zu unserem Urlaub würde alles fertig sein. Berufliche Gründe machten es dann notwendig den Urlaub auf September zu verschieben und, der geneigte Leser ahnt es bereits, das Bimini wurde trotzdem nicht fertig, weder im August noch im September. Wirklich notwendig war es wegen des recht durchwachsenen Wetters auch nicht und so fuhren wir ohne Bimini in unseren Urlaub (Reisebericht), d. h. nicht ganz ohne, denn die beiden nackten Stangen waren ja schon da und klapperten wild mit jeder Welle. Ich habe eine Weile gebraucht aber dann gelang es mir doch das Ganze mit Hilfe von ein paar alten Tüchern und reichlich Tau einigermaßen ruhig zu stellen.
Unser Bimini aufgebaut |
und am Achterstag zusammengeklappt. |
Ende Oktober kamen wir dann um unser Boot ins Winterlager zu bringen und oh Wunder, man glaubt es kaum, das Bimini war fertig montiert. Natürlich musste ich es gleich ausprobieren aber schon nach wenigen Minuten stand ich vor einem Rätsel. Alles war am Heck des Bootes hinter dem Achterstag. Mindestens eine der Stangen und ein Teil der Plane mussten aber vor das Stag. Wie war das nun wieder zu bewerkstelligen, hatte ich da etwas Entscheidendes nicht verstanden? Mir blieb nichts anderes übrig als den Segelmacher aufzusuchen und mir das System mal erklären zu lassen. Ich muss mich mit meinen Fragen wohl sehr dumm angestellt haben, denn er war relativ schnell bereit einen Mitarbeiter zu schicken, der uns das mal richtig zeigen sollte.
Am Boot angekommen montierte er zunächst die ganze Plane von der vorderen Stange um die diese dann an einer Trennstelle auseinander zu ziehen. Dazu musste er auf Zehenspitzen auf den Cockpitbänken balancieren um die Stange stückchenweise unter Beachtung des richtigen Winkels zuerst auseinander und dann vor dem Achterstag wieder zusammen zu bauen. Anschließend musste die Plane an Reißverschlüssen geöffnet und um das Achterstag wieder zusammengebaut werden. Keine leichte Aufgabe, die man schnell mal nebenbei macht aber es entstand tatsächlich ein richtiges Bimini. Spätestens bei der Vorstellung das bei Seegang machen zu müssen sträubten sich mir die Nackenhaare. Auf meine Frage, warum er das so und nicht wie vereinbart am Achterstag zusammenklappbar gebaut habe, meinte er nur, dass sehe einfach eleganter aus. Eleganz hin oder her, mit dieser Lösung konnte ich mich nicht anfreunden und das würde ich keinesfalls akzeptieren. In den Nächten fror es bereits und wir wollten ins Winterlager und so vertagten wir das Problem wohl oder übel auf das nächste Frühjahr.
Jetzt Mitte Mai 2008 hatten wir eine Woche Urlaub und waren auch gewillt dem Thema Bimini ein paar Tage davon zu opfern. Wohl vorbereitet mit unserer Anforderungsliste und detaillierten Fotos (Danke Armin!) wie man es richtig macht, suchten wir unseren Segelmacher wieder auf um das Problem endlich aus der Welt zu schaffen. Dank unserer Argumentation war auch die Notwendigkeit einer Änderung nicht wirklich strittig. Zum Schluss war es dann gar nicht so aufwendig. Lediglich die Befestigung des Gestänges musste in knapp zwei Stunden Arbeit geändert werden. Bis auf die Abdeckpersenning passte alles andere perfekt. Deren Änderung machten allerdings noch weitere zwei Besuche in der Werkstatt notwendig, so dass wir dem Thema Bimini noch einmal anderthalb Tage unseres Urlaubes opfern mussten. Dafür haben wir jetzt ein perfekt sitzendes in 3 Minuten auf- und in 5 Minuten wieder abbaubares Bimini und sind damit sehr zufrieden.
Dieser „Werdegang“ eines Biminis ist sicher etwas lang geworden. Das musste so sein, denn alles hat sich so in Wirklichkeit abgespielt. Lediglich den Namen des Segelmachers zu nennen habe ich mir verkniffen. Letztendlich hat er zwar gute Arbeit abgeliefert aber wegen der für ein solches Projekt doch etwas übertriebenen Bearbeitungsdauer möchte ich ihn lieber doch nicht weiterempfehlen.
UKW-Funk und GPS
Sicher, es geht auch ohne. Trotzdem habe ich noch vor der ersten größeren Fahrt ein Seefunkgerät und ein GPS eingebaut. Beide Geräte erhöhen die Sicherheit doch so nachhaltig, dass mir dies wichtig war.
Wegen des Fahrtgebietes auf Binnen- und Seewasserstraßen habe ich mich für ein GMDSS taugliches Funkgerät mit zusätzlicher ATIS-Funktion entschieden. Meine Wahl fiel auf ein Simrad RD 68, weil es einerseits recht kompakt ist und andererseits ein Rahmen für versenkten Einbau optional angeboten wurde. Die Frage ob ich es selbst einbauen könnte, stellte sich mir als Berufsnachrichtentechniker nicht. Eine Antenne ebenfalls selbst einzubauen ist zwar auch kein Hexenwerk aber eine Menge Arbeit. Allein das Koaxkabel in den Mast einzuziehen kann eine elende Fummelei sein. Angesichts des Preises bei Bavaria für die Option „Vorbereitung Funkgerät“ habe ich mir das dann doch nicht antun wollen und die Antenne samt Verkabelung bis in die Navigation bei der Werft mitbestellt.
Beim GPS fiel die Wahl auf ein Garmin 128 mit einem 12-Kanal Empfänger und externer Antenne. Heute etwas altertümlich anmutend aber damals (2002) „state of the art“. Das Gerät erwies sich als äußerst zuverlässig und ich habe die Anschaffung nie bereut.
In das Holz eines nagelneuen Bootes Löcher sägen zu müssen tut weh. Um so sorgfältiger geht man vor, um keine Fehler und unnötige Kratzer zu machen. Bereits zu Hause hatte ich mich vorbereitetet und eine Einbauschablone aus Pappe angefertigt. Im Nachhinein erwies sich dies als einzig praktikable Vorgehensweise, da es auf dem engen Platz kaum möglich war Winkel und Lineal anzulegen um die notwendigen Ausschnitte anzureißen. Aus dem gleichen Grunde war es auch nicht möglich die Stichsäge zu benutzen. Deshalb habe ich das Meiste mit einem blanken Sägeblatt und einem alten Lappen als Griff von Hand ausgeschnitten. Alles in allem ein mühseliges Geschäft, mit dem sich aber saubere Ergebnisse erzielen lassen.
Einbau von VHF-Funk und GPS am Navigationstisch |
Die elektrische Verdrahtung machte erwartungsgemäß keine Schwierigkeiten. Das Antennenkabel lag ja schon und der Anschluss an die Stromversorgung war in unmittelbarer Nähe der Schalttafel auch kein Problem, zumal der Sicherungsschalter standardmäßig bereits vorhanden war. Ähnlich war es mit dem GPS. Die Antenne habe ich auf eine untere Strebe des Heckkorbes montiert. Dort ist sie einigermaßen gegen Beschädigung geschützt. Aber dann wird es eng bzw. man kommt schlecht ran. Es gibt aber genügend Hohlräume für die Verlegung des Kabels quer durch die Backskiste, hinter Toilette und Spülbecken durch musste ich mir was einfallen lassen.
In der Backskiste war das kein Thema. Unter dem herausnehmbaren Bodenbrett ist an beiden Seiten des Treibstofftanks genügend Platz durch die man zunächst erstmal einen Draht fummeln kann. Wenn man das geschafft hat, empfiehlt es sich eine Zugleine einzuziehen, mit der man dann schließlich das Kabel mit etwas Geduld fast problemlos durchbringt. Ich habe bei dieser Gelegenheit gleich ein weiteres Zugseil für zukünftige Aktivitäten mit eingezogen. Dies erwies sich als sehr gute Idee, denn es sollten später noch viele weitere Kabel an dieser Stelle folgen.
Das Ganze wäre nicht vollständig, wenn man nicht auch eine Verbindung zwischen GPS und Funkgerät vornehmen würde. Nur dann kann man die Vorteile des GMDSS nutzen und auch durch einen einfachen Druck auf den Distress-Knopf des Funkgerätes einen Notruf absetzen bei dem die aktuelle Position automatisch übertragen wird. Dazu muss man nur die beiden Geräte über die NMEA Schnittstelle verbinden.
Die Verbindung selbst ist simpel. Beiden Geräten liegen entsprechende Anschlusskabel bei, deren Einzeladern in den Dokumentationen genau beschrieben werden. Daraus müssen lediglich zwei Leitungen miteinander verbunden werden. Von beiden Geräten die Groundleitungen (GPS schwarz, RD68 blau) und den NMEA-Ausgang des GPS (blau) mit dem NMEA-Eingang des Funkgerätes (rot). Um eine sichere Verbindung zu bekommen, habe ich die Leitungen verlötet und mit einem Schrumpfschlauch isoliert.
Nach der Inbetriebnahme sollte alles auf Anhieb funktionieren. Beim Funkgerät war das leider nicht der Fall. Als Ursache stellte sich recht schnell die Antenne heraus, das einzige Teil, was ich nicht selbst montiert hatte. Sie wurde deshalb auch ein Fall für den Mechaniker von der Werft, der dieses Problem interessanterweise schon kannte.
Den richtigen Anschluss einer VHF-Antenne auf einem Boot kann man übrigens relativ leicht selbst überprüfen. Dazu muss man nur wissen, dass auf Sportbooten fast ausschließlich am Ende gespeiste Halbwellendipole verwendet werden. Diese haben vor allem den Vorteil, dass sie bauartbedingt keine Radials benötigen und sich deshalb besonders gut für die Montage auf einem Mast eignen. Als Nebeneffekt ergibt sich durch den Anschluss des Speisekabels über einen Schwingkreis ein gleichstrommäßiger (nicht für die HF!) Kurzschluss. Misst man mit einem einfachen Multimeter (Ω-Bereich) in das Koaxkabel beim Funkgerät hinein, muss deswegen ein Durchgang gemessen werden. Ist das nicht der Fall, ist irgendwo eine Unterbrechung. Einen Kurzschluss im Speisekabel kann man so einfach allerdings nicht feststellen. Da müsste man doch mit einer Stehwellenmessbrücke ran. Solche Fehler sind aber eher selten.
Nachtrag (Nov. 2009)
"Kannst du mir sagen, wie ich die GPS-Maus X an mein Funkgerät Y anschließen muß?" So oder so ähnlich erreichen mich immer wieder Fragen. Natürlich kann ich das. Aber so einfach, wie die Frage gestellt ist, ist es natürlich nicht. Ich bitte um Verständnis, denn ich kann wirklich nicht alle auf dem Markt gängigen Funkgeräte und GPS-Geräte kennen. Meine regelmäßige Antwort lautet deshalb "Schick mir mal die Schnittstellenbeschreibungen aus den Manuals und dann schauen wir mal." Mit diesen Informationen ist es normalerweise kein Problem, die Frage zu beantworten.
Mit minimalem Grundwissen und dem Willen sich in das Thema hineinzudenken kann man das aber auch gut selbst machen. Ich erkläre gern wie es geht. Ziel des Ganzen ist die Standortinformationen des GPS dem Funkgerät zur Verfügung zu stellen. D.h. es müssen Daten vom GPS zum Funkgerät gesendet werden. Die umgekehrte Richtung ist obwohl technisch möglich uninteressant und kann weggelassen werden. Die Daten werden fast immer über eine sogenannte NMEA-Schnittstelle ausgetauscht. Das Protokoll und auch Übertragungsgeschwindigkeit und -pegel sind genormt und machen keine Schwierigkeiten. Nicht genormt sind Steckerbelegungen bzw. Aderfarben und Signalbezeichnungen.
Wie schon gesagt ist das GPS der "Sender" der Positionsdaten. Wir suchen deshalb dort in der Schnittstellenbeschreibung nach einem Signalnamen der TX mit dem Zusatz NMEA, V24, RS232 oder so ähnlich heißt. Wenn es zusätzlich auch noch ein + gibt ist es dieser Anschluss. Manchmal ist die Bezeichnung auch ganz einfach TXOUT oder TXD. Dieser Anschluss wird mit der Schnittstelle am Funkgerät verbunden. Dort heißt der Anschluss dann RX mit den entsprechenden Zusätzen oder auch ganz einfach RXIN bzw. RXD. Das ist die Datenleitung. Zusätzlich wird noch ein Bezugspegel gebraucht. Die Leitung heißt wie oben aber mit einem -. Oft gibt es den Namen auch nicht, dann verbindet man mit Ground (GND). Das ist schon alles, es gibt also nur zwei Verbindungsleitungen zwischen GPS und Funkgerät.
Eine reine USB-GPS Maus ist zum Anschluss an PCs gedacht und nicht zum Anschluß an eine NMEA Schnittstelle geeignet. Von daher ist es wichtig darauf zu achten eine sogenannte Kombimaus zu kaufen, die die oben genannte Anschlüsse zusätzlich zu USB hat. Solche Mäuse müssen außerdem noch mit Spannung versorgt werden. Wenn ausschließlich 5 V akzeptiert werden muss man sich etwas basteln, dass aus den 12 V der Bordversorgung 5 V macht. Ein 7805 löst das Problem mit wenig Aufwand. Die Beschaltung ist so simpel, dass ich mir eine Beschreibung hier spare. Wer damit Probleme haben sollte, läßt sowieso besser die ganze Verbindung durch einen Fachmann machen.
Nachtrag (Dez. 2012)
Für diejenigen, die Informationen zum Einbau von UKW-Seefunkgeräten suchen, habe ich die Prozedur inzwischen detaillierter beschrieben und bei merger & friends veröffentlicht.